Freitag, 1. Juli 2011

Auf Wiedersehen.

 
Und ehe man sich versieht ist beinahe ein Jahr herum. Ein Jahr, das ist sicher niemals vergessen werde, ein Jahr voll Freude und Trauer und Erlebnissen, Erfahrungen die mich nachhaltig geprägt haben. Ich bin froh, dort gewesen zu sein. Mich selber kennenzulernen, andere, total andesartige Menschen kennen und schätzen zu lernen - Gott näher kennen zu lernen. Natürlich bin ich mit viel mehr Fragen zurückgekommen als ich gegangen bin - viele haben sich beantwortet, aber viel mehr sind dazu gekommen.
Fest steht eins: Ich werde dieses verrückte Land vermissen. Ich werde die Juden ohne jeglichen Sinn für Mode oder ästhetische Frisuren vermissen, ich werde die linken Hippies vermissen, ich werde die Schickimickisoldatinnen vermissen. Die allgegenwärtigen Trekkingsandalen, die Sonne. Eggedbusse. Die aufbrausende Mentalität. Cottage Käse und Goldstar, das ich so oft nur zur Hälfte leergetrunken habe. Sinnlose Agorotmünzen. Die WG, die Chaverim, besonders den, der mir meine Schnürsenkel geklaut hat. Und die, die mein Parfümfläschen leergemacht hat und meine Gesichtscreme geliebt hat. Und der, der mit der Glühbirne gerhumgerannt ist. Und.....
Keine Frage, Israel wird mir fehlen.

Aber wie geht es weiter? Ich werde mich erst mal dem Abenteuer "Fahrschule" stellen und hoffentlich bald Deutschlads Straßen unsicher machen ;)

Und irgendwann, vielleicht nächstes Jahr in Jerusalem.

Wellcome. Enjoy.

Letzter großer Urlaub bevor .... ach reden wir nicht darüber.
Joni, ELLA, Sarah (eingefleischte WEGlerin - seltsame Wege haben uns wieder zusammengeführt) und David und moi haben uns vom lieblichen Arbeits/Jerusalemalltag abgeseilt und uns am roten Meer auf ägyptischer Seite - im Sinai - niedergelassen. Oh Freunde - ich bekomme ja solche Sehnsucht wenn ich hier im regenreichen Deutschland an diesen Traum von Schnorchelparadies und Hängematten und Sonne zurückdenke...Seht selbst:


 Nach den ersten Eindrücken ein bisschen mehr dazu: zwanzig Minuten von der ägyptischen Grenze entfernt liegt dieses lauschige Plätzchen. Übernachten können Herr und Frau Urlauber in bescheidenen Palmzweighütten mit Betten und Moskitonetzen - für wenig Geld und es reicht absolut aus. Das Meer mit den Korallen und schönen und seltsamen Fischen direkt vor der Nase, am Strand genug Möglichkeiten auf Sitzkissen im Kreis oder auf Hängematten zu entspannen. Essen gibt es, bevorzugt wurden die berühmten Chocolatepancakes am besten mit Bananen. Immer mal zwischendurch ein Schluck zuckerschockierenden Beduinentee, hmmmm. Unsere Heldencrew lag die meiste Zeit auf der faulen Haut, Action gab es nur bei der mitternächtlichen Kamelwanderung den Mosesberg hinauf um den Sonnenuntergang anzusehen. Das Kamel und ich hatten Hunger (warum bekomme ich eignetlich immer die komischen Kamele ab), und es war ja sowas von kalt. Dafür war der Sonnenaufgang phänomenal! Und ein Snickers für drei Euro auf dem Berg und der Tag danach in alter Manie am Strand hat alles wieder wett gemacht.
Schön wars. Ein Hoch auf Sinai.

Anmerkung: Welcome, ich weiß. Aber Wellcome stand auf der Hütte am Strand. (und mal ganz ehrlich das macht doch auch viel mehr Sinn - well come? Ach, Schnickschnack :) )

Montag, 18. April 2011

Hat hier jemand was verbrannt?

 - Das sind die Religiösen.
- Was?
- Die verbrennen die Brote. Wegen Pessach. Du kannst kuken gehn wenn du willst. Schau mal :D Ilan isst Gras :D

Abgelenkt von dem Gras essenden Friend und etwas bewegungsfaul wegen der Hitze hab ich es mir gespart die Brot verbrennenden Juden anzusehen.
Pessach, das Fest des Auszugs aus Ägypten. Die Geschichte kennt man, Pharao, Mose, Plagen, Blut an der Tür, ab in die Wüste. Was aus diesem uralten Fest geworden ist hat bezüglich des Stressfaktors große Ähnlichkeit mit Weihnachten - jedenfalls bei den halbwegs religiösen Juden. Hier ein kurzer Einblick in die Checkliste des Pessachs:

Gesäuertes (Chamez) ist strengstens verboten. Gegessen wird Mazza, Riesencracker wie mein holländischer Worker es zu nennen beliebt, nahezu geschmackslos, blöd zu essen weil viele Brösel und noch dazu ein Dickmacher.

Alles was jemals mit Gesäuertem in Berührung kam, darf nicht benutzt werden. Für Pessach kann man nur Glas und Metall kosher machen, also fallen schon mal Porzellan und Tongeschirr weg. Der Einfachheit halber entweder neues Geschirr oder man hat schon ein extra Pessachgeschirr.

Alles Gesäuerte muss aus dem Haus. Darum macht man gleich einen ganzen Hausputz, verschenkt oder isst alles Gesäuerte, manche verbrennen das Zeug wie heute gerochen.

Pessach beginnt mit dem Seder (dt: Ordnung): Gegessen/ getrunken wird:
Vier Gläser Wein, für die vier Versprechungen Gottes (Wegführung aus Ägypten, Befreiung vom Frondienst, Erlösung und Ernennung zu Gottes Volk)
Mazza: ungesäuert, weil das Volk in grosser Eile war.
Karpass (Gemüse): Das armselige Essen in Ägypten
Bitterkräuter: nicht schwer zu erraten, schliesslich war in Ägypten alles ziemlich bitter.
Dann ein Gemisch aus Äpfeln, Wein, Zimt und Nüssen, das ist der Mörtel mit dem die Israeliten in Ägypten gebaut haben.
Eine Schale Salzwasser für Israels Tränen
Ein gerösteter Knochen für das Brandopfer das früher an Pessach gebracht wurde
Ein gekochtes Ei als Trauerzeichen für den zerstörten Tempel
Plus ein Becher Wein für Elia, der den Messias ankündigen soll.

Wie alle jüdischen Feste - tausend Regeln, tausend Riten.
Wie sieht es denn praktisch aus? Hört das:
"Ach ja, eignetlihc ist es ja ein schönes Fest. Die Familie ist zusammen, wir gehen zu meiner Oma, weil sie zu faul ist, zu uns zu kommen. Sie ist alt, ok, aber sie wohnt nur ein paar Straßen weiter. Naja, ich sage dazu nichts. Und dann gibt es immer Geschenke, ich freu mich schon voll, mein Bruder schenkt mir immer so schönen Schmuck. Oh, ich hab total vergessen die Geschenke für meine Eltern zu kaufen! Mist. So was Blödes. Hey, ist es ok wenn ich früher geh heute? Oh nein, wie konnte ich das vergessen. Was soll ich nur kaufen? Das ist so schwer, ich weiss nie was ich meinem Vater schenken soll... Bah, das heisst ich bin morgen wieder totmüde, wenn ich noch in die Stadt fahre. Und ich muss doch so viel kochen! Chrissi, für 20 Leute! Weiss gar nicht warum wir jedes mal auch die Nachbarn einladen müssen. Sollen sie doch zu ihren Familien gehn. Und das ganze Geputze, fürchterlich. Bah, das hasse ich total. Immer so ein Stress, immer so ein Stress....."

So ging sie von dannen. Sagt nicht, dass euch das nicht irgendwie an den 23. Dezember errinnert ;)

Ay Ay Ay

.... ich sitze im Sonnenschein. Verehrte Damen und Herren mittlerweile verzeichnen wir hier in J-lam um die 32 Grad, strahlenden blauen Himmel und Sommeeeeeerfeeling pur.
Es stimmt tatsächlich: Es gibt in Israel keine angenehmen Temperaturen. Es gibt vielleicht fünf angenehem warme Tage im Jahr, der Rest ist "uaaaaa-ich-kann-mich-kaum-bewegen-heiß" oder "brrr-es-ist-so-bitter-bitter-will-nur-im-bett-bleiben-kalt".
Wie auch immer, ich preferiere trotzdem die erste Variante und freu mich schon auf Strand nach den Frühschichten auf frozen Joghurt und Eiskaffee auf der Arbeit :)
Viele Grüsse ins (wartet ich sehe nach) leich bewölkte, 20 Grad kalte Zuhause ;)

Freitag, 15. April 2011

Schreib mal was Politisches

Soweit der ein oder andere dezente Hinweis. Und gleich sträuben sich die Nackenhaare. Nicht dass es hier nicht nicht genug Stoff hätte, um hier Endlosdebatten über Palästinenser, Israelis, Anschläge, Juden und Moslems loszutreten, aber um das zu vermitteln, bin ich definitiv die falsche Person.


Lasst mich erklären, wie es einem 0815Volontär in Israel normalerweise ergeht: Man kommt hier in Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen - auf Arbeit, durch Freunde durch die WGs. Man führt mal hier ein Gespräch mit einem linken israelischen Student und da mal eins mit einem Palästinenser aus der Westbank und bekommt so einen Hals auf die bösen Israelis, die ja nur Paranoia haben und deswegen ständig überreagieren und alle Menschenrechte mit Füssen treten. Dann hält man ein Pläuschen mit einem religiösen Juden, dessen gesamte Familie im Holocaust umgekommen ist, der Zuflucht im Land seiner Väter sucht und es hier mit starrköpfigen Arabern zu tun bekommt, die ihn - welch Überraschung - mal wieder vernichten und ins Meer treiben wollen. Man kommt ins Grübeln ob an dem Argument, dass es doch 13 (oder wie viele?) arabische Staaten gibt, in die die Araber gehen können und die Juden dagegen nur einen Staat haben nicht auch etwas Wahres dran ist.
Und dann sieht man sich die ganzen Friedensaktivisten an, die einfach von beiden Seiten gehasst werden, von ihren Feinden sowieso und von ihren eigenen Reihen, in denen sie als Verräter abgestempelt werden.
Und so steht man als deutscher Volontär da, wirre Gedanken schwirren herum und man muss sich eingestehen - man hat einfach keinen Plan.

Deswegen meine verehrte Leserschaft, werde ich mich hüten hier irgendwelche politischen Themen loszutreten. Nachrichten könnt ihr selber lesen, und sobald mich etwas betrifft werde ich mich schleunigst an mein Netbook setzten um euch zu berichten, aber darauf beschränke ich mich dann auch.

Und auch wenn es mich schmerzt, Schleichwerbung auf MEINEM Blog zu veranstalten - ich hab ein paar kompetentere Mitvolontäre, deren politisch überfüllte Blogs gleich rechts verlinkt sind ;) Viel Spass!

Mittwoch, 23. März 2011

Bombenexplosion in Jerusalem

Eigentlich wollte ich mich grade hinsetzen um meinen halbtoten Blog wieder zum Leben zu erwecken, als ich die Nachrichten gelesen hab. Scary, weil wir kurz davor in der Nähe der Central Bus Station waren - soweit ich weiss  ist aber niemandem aus dem Bekanntenkreis hier was passiert. Artikel hier:

http://www.tagesschau.de/ausland/jerusalemanschlag100.html

http://www.jpost.com/NationalNews/Article.aspx?id=213442

Freitag, 21. Januar 2011

Abenteuerjournal

28. Dezember 2010 21:00: Frühzeitig die Arbeit hingeschmissen und mit dem letzten Bus zum Ben Gurion Flughafen gefahren, zusammen mit Dave.
29. Dezember 2010 04:00: Nach einem entspannten Nickerchen von drei Stunden auf dem bequemen Steinfußboden Timi samt Dodo's Monsterkoffer freudig freudig in Empfang genommen, in den Araberbus gepackt und heimgefahren.
Nach ca. drei Stunden Schlaf Aufbruch in die Stadt der Städte :) Timi schwerbegeistert von all den Läden und auch ein bisschen von Jerusalem an sich. Wetter hält sich in Grenzen, es nieselt immer wieder :/
Sind durch die Stadt gebummelt, Falafel gegessen und haben Kaffee getrunken.


30. Dezember 2010: "Frühstück" in der Jerusalem-Mall incl. ausgiebiger Inspektion ebendieser Mall. Danach Dave's WG besucht und Kartoffelsalat für Silvester gemacht. Timi in Singstimmung, weil sie ein seltsames altes Liederbuch gefunden hat :)
31. Dezember 2010: Auf nach Petah Tiqwa! Dort wird Silvester gefeiert, fast alle Volos zusammen in der Altenheim-WG. Großer Fail: Langer Fußweg plus Mega-Regenguss.....:D Wir sind patschnass in der WG angekommen und mussten erstmal eine Runde Klamotten fönen und bügeln....und warm werden...

1. Januar 2011:  So, war wohl nicht das Bombensilvester....es gab nicht mal Feuerwerk. Traurig, traurig, aber als Trostpflaster wurden alte Sessel verbrannt - als "Ersatzfeuerwerk" :) Morgens um vier eine crazy und vor allem KALTE Sammeltaxifahrt von Tel Aviv nach Jerusalem, nachdem sich diverse arabische Taxifahrer lautstark um uns gestritten haben.
Abends, ausgeschlafen und voller Tatendrang wurde die Ben Yehuda Street unsicher gemacht - wo nach Shabbatende, also Samstagabends übel Rummelplatzstimmung ist. Schade, dass die Nachmänner (aka Partyjuden oder etwas abgedrehte orthodoxe Juden die laut meinem israelischen Mitbewohner ständig auf Drogen sein müssen) diesmal nicht getanzt haben, Timi hätte das bestimmt gefallen, auf der Straße singende und tanzende Juden zu sehen.  Dafür gab es jede Menge andere Leute zu sehen, Trommler, die Frau mit der Harfe, der Dreadlookjude mit seiner Akkustikgitarre...jeder ist unterwegs an erev shabbat :)


2. Januar 2011: Welch trauriger Tag. Ich hab ihn komplett verschlafen, weil ich das Silvestervirus hatte :( [hab später erfahren, dass einige Leute, die Silvester in Petah Tiqwa waren genau wie ich die Nacht durchgereiert haben -  ich tendiere dazu einen speziellen Salat dafür verantwortlich zu machen:>] Arme Timi hat gelernt....
3. Januar 2011: Hab gearbeitet. Zwischen den Shiften waren Timi & moi im Wadi hinter meinem Zuhause spazieren, in dem Igal in seiner zusammengezimmerten Hütte wohnt und der auf einen Kaffee bzw Tee eingeladen hat.
4. Januar 2011: Waren im ultraorthodoxen Viertel, Mea Sharim, und Timi und ich waren seehr hübsch angezogen vorsichtshalber (ich hab ja mal was von fliegenden Windeln erzählt, sollte man "unkosher" angezogen sein;)
5. Januar 2011: Sonne, endlich, yalla, wir gehn ans tote Meer. Rafi und David (der andere, nicht Dave) eingepackt und losgefahren, in der Pampa ausgestiegen und ins/aufs Meer gelegt.
6. Januar 2011: Sonne wieder weg und wir schmeissen unseren Plan nach Haifa zu fahren ungefähr tausend mal um, bis wir zusammen mit Kyrill in schließlich in Tel Aviv landen. Jaffo, die Altstadt "angekukt"/durchgelaufen und am Strand überteuerten Chappuccino getrunken hmmmm. Beim Muschelnsammeln wurden wir von einer bösen Welle überrascht, darum hat sich Chrissi neue Gummistiefel zugelegt ("Endlich mal eine sinnvolle Investition" "Aber ich schau so dämlich damit aus!" "Egal, endlich mal eine sinnvolle Investition!").
An der Centralbus in Jerusalem wieder angekommen erst mal große Aufregung weil mal wieder ein herrenloser Koffer gefunden wurde, schön mit Absperrung und Polizei und allem drum und dran. Im Endeffekt viel Lärm um nichts :>
7. Januar 2011: Traditionelles Frühstück im Kaffee Hillel in der Yaffo Street. Ein bisschen shoppen. Und natülich den letzten Bus der vor Shabbatbeginn fährt verpasst :( Glücklicherweise waren wir nicht die einzigen also wurde ein Taxi mit Giloleuten vollgemacht und so wurden wir für 10 Schekel pro Kopf gemütlich heimgefahren.
8. Januar 2011: Traditionellen Shabbat gehalten nämlich NIX gemacht :) Zu Shabbatende wieder in die Ben Yehuda und dem Koreanerchor zugehört. War aber zeimlich kalt, also sind wir relativ früh wieder heim.
Die Aktion des Tages kam im Bus nach Hause, als der an einer Kreuzung auf einmal schon wieder vor einer Absperrung stand. Dreimal dürft ihr raten - ein Koffer :D Dank der Spitzenposition ganz vorne haben wir gemütlich zugekukt, wie der arme Koffer von einem Roboter zerschossen wurde, hehe.



Ein bisschen geschlafen und um halb fünf (?) Uhr morgens vom Sherut abgeholt und zum Flughafen kutschiert. Time to say Good-bye :(

War eine schöne Zeit mit dir und ich hoffe für dich auch :) Vermissung....hoffentlich kommst du nochmal her und dann baden wir auch im Mittelmeer - haha reimt sich ja :D Te iubesc!